Plastiktüten-Verbot: Das ändert sich für Sie | Verbraucherzentrale.de

2022-05-21 12:16:32 By : Ms. Catherine Zhou

Das Wichtigste in Kürze:

Die Verbraucher:innen in der EU sollen weniger Plastiktüten verbrauchen. Bis 2025 sollen es pro Person nur noch 40 Stück im Jahr sein. Das hatte die Kommission bereits im April 2015 in einer Richtlinie festgelegt.

Die Richtlinie bezieht sich auf alle Einweg-Plastiktüten, die dünner als 0,05 Millimeter sind. Fachleute nennen das "Wandstärke". Das sind die Tüten, die an der Supermarkt-Kasse ausgegeben werden, aber auch die kleinen Beutelchen, die Sie für Obst und Gemüse nehmen. Nicht betroffen sind die dickeren und größeren Plastiktüten, die Sie mehrfach verwenden.

Die verbrauchten Mengen sind in Deutschland seit 2016 bereits zurückgegangen. Das lag an der Selbstverpflichtung vieler Händler, zumindest die Tüten im Kassenbereich nur noch kostenpflichtig abzugeben. Mit dem Verbot will der Gesetzgeber diese Entwicklung fortsetzen.

Seit dem 1. Januar 2022 dürfen Händler keine Kunststofftragetaschen mehr ausgeben, die dünner als 0,05 Millimeter sind. Für sehr dünne Tüten mit weniger als 0,015 Millimeter Wandstärke gilt das Verbot nur, wenn sie im Kassenbereich ausgegeben werden. Weiterhin erlaubt sind sie, wenn Sie sie als Erstverpackung für Lebensmittel wie Obst und Gemüse nutzen. Oder wenn sie aus Hygienegründen erforderlich sind. Verboten werden auch sogenannte "Bio"-Plastiktüten, denn auch Tragetaschen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen sind nicht umweltfreundlich. Sie werden nicht recycelt und bauen sich in der Natur kaum ab. Außerdem kann die Bezeichnung dazu verleiten, sie nicht sachgerecht zu entsorgen.

Ein Verstoß gegen das Verbot soll als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeldern geahndet werden können. Bieten Händler weiterhin Einweg-Plastiktüten mit einer Wandstärke unter 0,05 Millimeter an, müssen sie mit Strafen von bis zu 100.000 Euro rechnen.

Bestimmte sehr leichte Plastiktüten mit weniger als 0,015 Millimeter Wandstärke sind aus hygienischen Gründen weiterhin erlaubt, wenn es um offene und leicht verderbliche Lebensmittel geht wie Fleisch- oder Wurstwaren. Bislang gibt es noch zu wenige gute Alternativen. Bei einem Verbot könnten mehr vorverpackte Waren auf den Markt kommen, wodurch der Verpackungsmüll zunimmt.

Auch für loses Obst und Gemüse sind die Tüten noch erlaubt. Gerade in diesem Bereich werden immer mehr Waren vorverpackt, wie eine Studie des Naturschutzbundes (NABU ) zeigt. Nutzen Sie etwa diese Tüten statt aufwändigen Kunststoffschachteln, können Sie Verpackungsmaterial vermeiden.

Doch beachten Sie: Auch wenn die leichten Beutel sehr dünn sind, so machen sie mit jährlich 3 Milliarden Stück mengenmäßig den größten Anteil an den Plastiktüten aus. Noch besser sind aus Sicht der Verbraucherzentralen Mehrwegbeutel, die Sie immer wieder benutzen können. Nicht verboten werden außerdem sehr dicke und große Kunststofftragetaschen, die dicker als 0,05 Millimeter sind. Diese Tüten fallen nicht unter die EU-Richtlinie und sind auch nicht von den Änderungen im Verpackungsgesetz zum Verbot von Plastiktüten betroffen.

Das Umweltbundesamt hat dazu Ende 2021 Daten von 2019 vorgelegt. Der Gesamtverbrauch aller Tüten in Deutschland lag 2019 bei über 4,7 Milliarden Stück. Das sind 59 Tüten pro Kopf. Unter das Verbot fallen rund 1,5 Milliarden Tüten. Die dickwandigeren Tüten fallen nicht darunter.

Die fett markierten Tüten fallen unter das Verbot:

Das bedeutet: Für die Tüten, die mengenmäßig am meisten verbraucht werden, gibt es derzeit keine Reglementierung. Auch keine Maßnahmen, diese durch Mehrweg zu ersetzen.

Durch die EU-Richtlinie will der Gesetzgeber die Zahl von leichten Kunststofftragetaschen, die im Einzelhandel im Kassenbereich ausgegeben werden, weiter reduzieren. Bereits seit 2016 geht die Zahl durch eine Vereinbarung des Bundesumweltministeriums mit dem Handelsverband zurück. Diese positive Entwicklung soll durch das gesetzliche Verbot fortgesetzt werden, damit Deutschland die EU-Vorgaben bis 2025 erreicht.

Einweg-Plastiktüten sind ein klassisches Wegwerf-Produkt. Die Nutzungszeit beträgt in der Regel 20 Minuten. Leichte Kunststofftragetaschen werden seltener wiederverwendet als Kunststofftragetaschen aus stärkerem Material. Sie werden zudem oft unachtsam weggeworfen. Landen sie in der Umwelt und nicht in der gelben Tonne oder Wertstofftonne, verbleiben sie dort viele Jahrzehnte. Das Verbot soll dazu führen, dass Ressourcen besser genutzt werden und Abfall vermieden wird.

Papiertüten sind nicht generell besser als Plastiktüten. Auch Papiertüten verwenden Sie in der Regel nicht mehrfach. Sind sie aus frischen Fasern hergestellt, werden wertvolle Holzrohstoffe für ein Einwegprodukt genutzt. Der Vorteil gegenüber Plastik: Landet eine Papiertüte jedoch als wilder Müll in der Landschaft, zersetzt sich diese Tüte.

Mehrweg-Taschen aus Plastik und Polyester sind gute Alternativen. Je häufiger Sie sie benutzen, desto umweltfreundlicher sind sie. So ist eine Mehrweg-Tragetasche aus dem Kunststoff Propylen bereits nach drei Nutzungen umweltfreundlicher als eine Einweg-Plastiktüte aus Polyethylen. Besonders umweltfreundlich sind Mehrweg-Tragetaschen aus Polyester. Sie sind sehr leicht und halten besonders lange. Auch selbst mitgebrachte Taschen, Körbe, Rucksäcke oder Ähnliches sind gute Alternativen.

Kunststoffe sind chemisch sehr stabil. Produkte aus Plastik zerfallen nur in immer kleinere Teilchen, bis sie zu Mikropartikeln (Mikroplastik) werden. Vollständig abgebaut werden diese Teilchen allerdings nicht. Gelangt Plastik als wilder Müll in die Umwelt oder in Gewässer, dann dauert der Zerfall in Mikroplastik viele Jahrzehnte. Bei einer Plastikflasche im Meer geht das Umweltbundesamt von bis zu 450 Jahren aus. Welche Folgen dies für Natur und Menschen haben kann, ist schwer abschätzbar. Es besteht aber der Verdacht, dass die Partikel über die Nahrungskette zum Menschen zurückkehren.

Auswirkungen des Plastikmülls in der Natur auf Meerestiere und -vögel sind jetzt schon sichtbar. In den Mägen vieler Seevögel kann man massenhaft Kunststoffstückchen finden, die sie für Nahrung gehalten haben. Die Tiere verhungern mit vollem Magen. Auch in kleinsten Krebsen hat man Kunststoffpartikel entdeckt.

Deutschland hat nur einen geringen Anteil an der Plastikverschmutzung der Meere. Unsere gut funktionierende Abfallwirtschaft sorgt dafür, dass der meiste Müll nicht in die Umwelt gelangt. Problematisch sind achtlos weggeworfene Plastikprodukte, die auf verschiedenen Wegen ins Meer gelangen. Insbesondere die dünnen Kunststoff-Tüten werden durch den Wind in die Landschaft, aber auch in Flüsse geweht und gelangen so ins Meer.

Auch Müll trägt zur Verschmutzung bei. So wurden von 2008 bis 2012 in den Spülsäumen der Nordsee durchschnittlich 1,5 Einweg-Tragetaschen aus Kunststoff und drei sehr dünne Kunststoffbeutel pro hundert Meter Küstenlinie gefunden. Große und kleine Plastiktüten gehören nach Angaben des Naturschutzbundes zu den 10 häufigsten Müllfundstücken in der Ost- bzw. Nordsee.

Mehrere hundert Jahre braucht die Natur, um Plastik wieder abzubauen - und wir produzieren Millionen Tonnen pro Jahr. Wir beantworten häufig gestellte Fragen rund um Kunststoff und Plastik.